News
/ 30. Januar 2025

Studie zu Rekordkrankenständen

Immer mehr Beschäftigte sind krankgeschrieben. Was die Gründe dafür sind, hat eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung untersucht. Die Ursachen sind demnach komplex – und „Blaumachen“ ist nicht darunter.

Die Macher der Studie kommen zunächst zu dem Ergebnis, dass die hohe Belastung der Beschäftigten eine der Hauptursachen für die vielen Fehltage ist. Dies wird auch von Analysen der großen gesetzlichen Krankenkassen gestützt: Nach der Techniker Krankenkasse sind vor allem der Umfang und die Komplexität der zu bewältigenden Aufgaben, die hohe Informationsmenge und der Umgang mit permanenten Veränderungen ausschlaggebend für hohe Belastungen. Die DAK stellt zudem heraus, dass 45 % der Beschäftigten regelmäßig von starkem oder sehr starkem Personalmangel im eigenen Arbeitsbereich betroffen seien. Tatsächlich sind in Branchen mit hohem Fachkräftemangel die Krankenstände überdurchschnittlich hoch und Mehrfachkrankschreibungen auffällig. Doch eben diese Beschäftigten gäben auch häufiger an, trotz Krankheit arbeiten zu gehen. Sie müssen oft zusätzliche Aufgaben übernehmen; es kommt zu Arbeitsverdichtung, Multitasking und Mehrarbeit.

Zu wenige Kitaplätze

Für Eltern kleinerer Kinder werden solche Arbeitsbelastungen noch durch den flächendeckenden Mangel an Kita-Plätzen sowie nicht selten vorkommende Verkürzungen oder Ausfälle der Betreuung verschärft. Dies empfinden laut der Studie 67 % der betroffenen Beschäftigten als belastend.

Höhere Krankenstände älterer Beschäftigter

Die Erwerbstätigenquote Älterer (55 bis 64 Jahre) ist in Deutschland deutlich höher als im internationalen Vergleich – im Jahr 2022 lag sie bei 73,3 %. Krankenkassendaten belegen, dass krankheitsbedingte Fehlzeiten mit steigendem Alter zunehmen.

Digitale Erfassung von Krankmeldungen führt zu höheren Zahlen

Als weiteren, oft übersehenen, Faktor nennt die Studie das geänderte digitalisierte Verfahren bei der Erfassung und Weiterleitung von Krankmeldungen. War es bis 2022 den Beschäftigten überlassen, die Krankmeldungen nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch der Krankenkasse weiterzureichen, so geschieht dies nun digital. Die Krankenkassen erhalten damit automatisiert alle Krankmeldungen, was vorher nur bedingt der Fall war. Damit führt die Umstellung zu einer exakteren Erfassung der Krankheitsfälle und infolgedessen zu einer Korrektur einer jahrelangen Untererfassung.

Silke Rohde